Interview für Carp Connect
1) Oli, du hast schon auf Karpfen geangelt als so mancher der jungeren Leser des Connect noch nicht auf dieser Welt weilte – kannst du dich noch an deinen ersten Run mit Hairrig und Boilie erinnern?
Bevor ich mit dem beantworten der Fragen beginne, zuerst einmal vielen Dank an Carp Connect für die Interesse an einem Interview. Trotz Jahrelanger Abstinenz von der Karpfenscene gibt es anscheinend doch noch Leute die sich dafür interessieren was aus dem Haselhoff geworden ist. Auf jeden Fall freue ich mich wenn meine Meinung und ansichten noch gefragt sind. Nun aber los zu den Interview Fragen. In der tat , es ist wirklich schon verdammt lang her als ich meinen ersten Karpfen mit Boilies gefangen habe, an den einzelnen Fisch kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Aber es war laut meines Fangbuches im Jahr 1985 als ich zum ersten mal die vermeintlichen Wunderkugeln in die fluten unseres Vereinsgewässer, dem Bärensee des Württembergischen Angelverein versenkte. Selbstverständlich wurde jede einzelne Kugel liebevoll mit der Hand gedreht. Flavour kannte ich zur dieser Zeit noch nicht. Als Bissanzeiger diente ein Stück Silberpapier das man bei geöffneten Schnurfangbügel auf die Schnur klemmte. Nach den ersten Runns war ich vom Karpfenvirus erfasst. Trotz aller anfänglichen Euphorie waren die Erfolge eher mäßig bis schlecht. Es fehlte aus heutiger sich eigentlich an allem grundsätzlichen was man für das moderne Karpfenangeln braucht .Ich besaß zwar im zarten alter von sechzehn Jahren schon meine absolute Traum Tackel. Zwei Hardy Carp 1 mit einer Cardinal 55 bestückt. Die mir mein damaliger Chef Thomas Weinmann großzügiger weise zu Verfügung stellte. Danke Thomas. Leider fangen Ruten und Rollen keine Fische. Damals wie Heute gilt, die Zeit, der Angelplatz, Köder und die Futtertaktik sind ausschlaggebend für den Erfolg. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich Täglich zwei Stunden im Schweiße meines angesichts auf meinem Drahtesel verbrachte um sage und schreibe dreißig Boilies sicher in dem Bären See zu versenken. Ich fischte damals nur tagsüber und trotz aller Fehler die ich machte , konnte ich ein paar riesige Fische über fünf Kilogramm fangen. Mensch war ich heiß Ja ihr habt richtig gelesen! Damals war ein Fisch über fünf Kilogramm schon ein absoluter Traum Fisch . Trotzdem angelte ich zu dieser Zeit noch viel mit der Schwingspietze und mit Schwimmbrot bei Nacht auf Karpfen. Eine herrliche Fischerei kann ich jedem empfehlen, der einen Parksee vor der Tür hat an dem ein Enten Füttern Verbots Schild steht. Die Karpfen fressen bei lauen Sommernächte die Brotreste von den Schilfrändern. Man wirft seine Brotkruste einfach dorthin wo man das Schmatzen der Karpfen hört und meistens kurze Zeit später kann man sich über eine krummer Rute freuen. Die Boliefischerei veränderte sich für mich erst grundlegend als ich Kontakt zu den englischen Firmen bekommen habe. Plötzlich erschien alles ganz einfach, man hatte Zugriff zu Wissen und Material. Die meisten Gewässer waren noch Jungfräulich was das Boliefischen bertraff , die Fische reagierten sehr, sehr gut auf Futterkampannien mit Bolies. Chocklat Malt von Hutchi und Richworth Tutti Fruttie waren einfach höllisch fängig. Leider musste ich im laufe der Zeit feststellen das es in unseren Gewässern keine wirklichen rissen Fische gab. Die zehn Kilo Marke wurde zwar immer wieder, geknackt aber die wenigen Fische die da waren, kannten wir bald schon beim Namen. Ich kam zu der Überzeugung das in unseren Gewässer keine wirkliche Ausnahme Fische gab. Was mich veranlasste andere Gewässer aufzusuchen und neue Wege zum gehen.
2) Du warst bis vor einigen Jahren als Mitarbeiter in einem der größten Angelfachgeschäfte Deutschlands, auch beruflich mit deinem Hobby verbunden – verliert man da nicht manchmal die Lust, sich nach Feierabend auch noch mit Fischen zu beschäftigen?
Tatsächlich hatte ich damals das Glück und konnte mein Hobby mit dem Beruf vereinen. Ich absolvierte meine Ausbildung bei VAS Angelgeräte und war dann dort mehrere Jahre an vorderster Front tätig. Ich muss zugeben mir ist es immer gut gelungen meinen Beruf aus meinem Hobby herauszuhalten. Leider konnten viele Kunden nicht unterscheiden, dass es nach meinem Berufsleben, es auch noch ein Privatleben gibt. Mit zunehmenden Bekanntheitsgrad meiner Person, kam es häufig vor, dass viele Kunden einen als öffentliches allgemein Gut ansahen. Mann musste sich manchmal beim Angeln, Stundenlanger nonsins, anhören und es kam nicht selten vor, dass sich eine ganze Gruppe von Anglern bis spät in der Nacht sich hinter meinem Zelt versammelten und ihren Small Talk hielten. Es war eine Kunst für sich, die Richtige Balangse zu finden, seine Interessen in der Freizeit zu waren und trotzdem dem Kunden so höflich entgegen zu treten, dass er nicht beleidigt ist, und der Fa. als Kunde nicht verloren geht. Nach mehreren Berufsjahren war der Job halt ein Job, es wäre für mich kein Unterschied gewesen, ob ich Autos, Fernseher oder Angelruten verkaufe. Es stellt sich wie so oft im Leben der sogenannte Alltags trott ein. Das Angeln an sich, habe ich immer Streng getrennt von meinem Berufsebenen und dass war sicherlich der Grund warum ich nie die Lust daran verloren habe.
3) Es gibt sicher gerade unter den Jüngeren somanchen, der davon träumt, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen – Tipps und Empfehlungen?
Ich glaube viele Leute haben eine falsche Vorstellung von der Tätigkeit in einem großen Angelgeräte Fachgeschäft mit Versand und Großhandel. Man freut sich das man eine Kombination gefunden hat sein Hobby mit dem Beruf zu vereinen. Mann beschäftigt sich von morgens bis abends mit jenen dingen , die einem Angler und Tackel Fernatiker so ans Herz gewachsen sind. Man hat Zugriff zu den neusten Produkten die auf dem Markt sind, und kann so seinen Eigenbedarf günstig abdecken. Leider hat der Job nicht nur Vorteile. Die Wahrheit ist, jeder Händler will nur dein bestes. Nämlich deine EUROS. Wie jeder Arbeiter wirst du daran gemessen an dem was du leistet. Sind viele Euros in der Kasse = guter Verkäufer wenig EUROS = schlechter Verkäufer. Mann kommt sehr schnell in einen Gewissens Konflikt zwischen seinen Ansichten als Angler und seinen pflichten als Verkäufer. Leider verlangt der Markt oft andere Produkte als man als versierter Angler empfehlen würde. Denn Merke: Der Kunde ist König und will auch zurecht so behandelt werden. Des weiteren fallen Täglich folgende Populäre Tätigkeiten an: Stundenlanges Komesionieren der Aufträge. Auszeichnen, Kassieren, Ware einsortieren, Versandpakete ein und auspacken, Rechnungen schreiben, und vieles, vieles mehr. Leider sind die Verdienstmöglichkeiten und die Arbeitszeiten im Einzelhandel alles andere als attraktiv. Wer sich trotz aller Widrigkeiten nicht abschrecken lassen möchte und in der Angelgeräte Branche tätig werden möchte, dem kann ich nur folgenden Rat geben , wenn man die Möglichkeiten hat, sollte man versuchen, bei einer renommierten Firma einen Arbeitsvertrag zu erhalten. Leider herrscht in der Angelgeräte Branche ein sehr harter Konkorenzkampf, was zur folge hat, dass die Firmen fast schneller wieder schließen als wie sie geöffnet wurden.
4) Ein paar Sätze eines Insiders zum deutschen Tacklemarkt?
An dieser Stelle ist es mir wichtig zu betonen, dass ich seit einigen Jahren nicht mehr in der Branche tätig bin. Ich habe zwar immer noch sehr guten Kontakt zu einigen Groß und Einzelhändler trotzdem möchte ich die Frage aus meinem Gesichtspunkt eines Endverbrauchers beantworten. Was mir fehlt sind Angelgeschäfte wie der Mediamarkt für Elektroartikel. Es gibt zwar schon Angelgeschäfte die ein riesiges Angebot in ihren Verkaufsräumen haben, leider meistens nur für den Allraund Angler. Mir fehlen die Großen Fachgeschäfte für den Karpfenangler. Da wo man wirklich alles bekommt und miteinander vergleichen kann. Es gibt zwar momentan jede Menge hochinteressante Firmen auf den Markt. Leider bekommt man die Ware so gut wie nirgendwo zu sehen. Ich bekomme zwar jedes Jahr von Fox, Nash, Pelzer, Solar, Ehmanns, Shimanno, Hutchi, Tracker, usw einen Katalog, kenne aber keine Händler wo ich die Ware mal in die Hand nehmen kann und miteinander vergleichen kann. Meine Wunschvorstellung sieht folgender maßen. Ich bin bei meinem Fachhändler und wenn ich mir ein neues Zelt kaufen möchte schlendere ich in die Zeltabteilung schaue mir die Zelte von der Fa. Tracker dann die von Nash und Fox usw. an und dann entscheide ich mich für das Zelt was für meine Ansprüche ideal ist. Stellt euch vor ich habe bis heute noch keine Karpfenrute von der Fa. Fox in der Hand gehabt. Die Fachhändler die ich besuche haben sie einfach nicht. Wie sollen so Kaufwünsche entstehen? Mann könnte die Rute zwar für mich bestellen jedoch kann ich mir nicht vorstellen das jemand eine Rute Kauf die er noch nie in der Hand hatte. Ich werde also fast gezwungen auf einer der großen Messen ins Ausland zu fahren um dort die Produkte vor Ort anzuschauen. Hat man dazu keine Zeit angelt man sein Gerät halt noch mal ein Saison. Eigentlich schade! Eine sehr erstaunliche Entwicklung hat in den Letzten Jahren der Köder Markt vollzogen. Gab es vor einigen Jahren fast nur englische Firmen auf dem Deutschen Markt, hat es momentan den Eindruck ,dass wir von Köder Firmen nahezu überschwemmt werden. Jeder der ein Ei aufschlagen kann und ein Paar bessere Fische gefangen hat fühlt sich Berufen den Köder Markt neu zu revolutionieren. Leider ist die Revolution meistens nur von kurzer dauere, dann verschwindet die Firma wieder vom Markt. Ich habe manchmal das Gefühl manche Anbieter halten die Endverbraucher für föllige Idioten. Ein Beispiel dafür war mein Letzter Messebesuch. Es waren mehrer Anbieter da, die den ein und den Selben Köder verkauften. Er war zwar immer ein unterschiedliches Label und Preisschild auf der Tüte, der Inhalt kam immer von dem selben Hersteller. Man muss wissen es gibt nur ganz wenig Hersteller die auch wirklich ihre Köder selbst produzieren. Die meisten lassen bei einem großen Hersteller für sich produzieren. Jeder Bait Firma wird jetzt sagen, die Köder werden extra für mich produziert natürlich nach ultra geheimen Rezept, seltsam ist nur das die Köder, die selben sind, wo mir schon seit Jahren, die Köder und die Großhandels EK. Preislisten vorliegen. Da ich ein Köder Fernantiker bin und ich weiß, dass die Köderherstellung eine Philosophie für sich ist, muss doch aber jedem Klar sein, dass ein guter Köder die wichtigste Verbindung zum Fisch ist. Deswegen kann ich nur jedem Raten ein Produkt bei der Fa. zu erwerben, die eine Top Qualität anbietet. Das sind meistens die Fa, die ganz offen über ihre Verwendeten Zutaten sprechen. Oft hat man bei diesen Firmen sogar die Möglichkeit, den Köder nach eigenen Wünschen und Vorlieben produzieren zu Lassen. Viele Englische Firmen geben ihre Zutaten und Nährwertgehalt direkt auf der Verpackung an. Das nenne ich transparentes an den Kunden. Leider bekommt man diese Köder nicht für ganz kleines Geld. Was soll auch drin sein wenn ein Kilogramm Boilies keine zwei EURO im EK kostet? Ein weiteres Thema was ich sehr erstaunlich finde, ist die Preisentwicklung der Angelgeräte einzelner Hersteller. Mann hatt bei vielen Produkten das Gefühl, Hans Eichel hat eine Sondersteuer auf einzelne Firmen ausgesetzt. Gab es vor einigen Jahren für fünfhundert DM noch ein absolutes top Marken Zelt ,muss man heute froh sein wenn das überhaupt für die Bodenplane reicht. Leider wird sich an der Hochpreispolitik nichts ändern solange alles zu jedem Preis gekauft wird. Obwohl!!! Fox hat dieses Jahr die Preise ja gesenkt. Vielleicht ziehen andere Firmen ja nach. Wir leben in Hoffnung.
5) Kommen wir zu den Gewässer: du hast dich schon früh nach Frankreich hin orientiert und gerade im Elsass schon Ende der Achtziger Jahre viele schöne Fische gefangen, kannst du unseren Lesen ein paar Seen aus dieser Zeit nennen?
Eigentlich gebe ich nie Gewässer bekannt an denen ich momentan Angel, oder von Freunden die Invormationen erhalten habe, die ja für uns Karpfenangler so wichtig sind. Trotzdem möchte ich hier ein paar Gewässer nennen die ich in früheren Jahren besucht habe. 1) Lac de Lies: Als ich vor ca. fünfzehn Jahren den See zum ersten mal beangelte habe, gab es so gut wie kein Angeldruck. Das Karpfenangeln wurde mehr oder weniger geduldet. Obwohl wir den See nicht kannten fingen wir sofort Fische. Leider war unser größter Karpfen soweit ich mich erinnern kann lediglich um die dreizehn Kilogramm. Heute ist das Nachtangen nur noch in den Nachtangel Zonen erlaubt. Die Fische sind brächtig abgewachsen, jedes Jahr wird eine beachtliche Stückzahl an Fischen über zwanzig Kilogramm gefangen. Der Seerekord beträgt mittlerweile über dreißig Kilogramm. 2) Contrexange: Ein See in der Nähe von Nacy / Metz auch wieder ein Riesiges Gewässer voll mit Karpfen. Ganz ähnlich wie am Lac de Lies waren Karpfenangler so gut wie nicht vorhanden. Leider waren die Ranger von Anfang an den Karpfenanglern nicht gerade wohl gesonnen. Obwohl wir auch hier ohne großen Aufwand sofort Fische fingen entschlossen wir uns wegen dem Ärger mit der Polizei das Angeln einzustellen. Die Durchschnittliche Fischgröße betrug damals um die elfeinhalb Kilogramm. Leider ist die Situation was das Nachtangeln betrifft am Contrexange nicht besser geworden. Man könnte fast meinen die Ranger haben es sich als Lebensaufgabe gestellt, den schwerkriminellen Karpfenanglern das Leben zur Hölle zu machen. Das einzige gute ist heute an diesem Gewässer, dass die Karpfen noch Fetter geworden sind. Es gibt mittlerweile viele Fische über zwanzig Kilogramm im Contrecange. Des weitern habe ich viele Gewässer im Elsass beangelt die Verbindung mit dem Rhein hatten. Nicht das ich damals glaubte das die Gewässer auf der deutschen Seite schlechter waren. Der einzige Grund warum ich mich für die Französische Seite des Rheins entschied lag an dem unprobimatischen Ablauf seine Angelliecens zu erhalten. und das offiziell mit drei Ruten gefischt werden durfte. In diesen Gewässern wurde damals schon immer wieder Fische bis fünfundzwanzig Kilogramm gefangen. Es sind zum Teil recht große Gewässer mit einem sehr geringen Fischbestand. Na ja, mann kann sagen, dass die Fische einem nicht gerade in den Kescher springen. Das ist wohl der Grund warum die Gewässer heute noch so wenig befischt werden. Obwohl jedes Jahr Fische über fünfundzwanzig Kilogramm gefangen werden haben die Deutschen Karpfenangler die Gewässer noch nicht für sich entdeckt. Dem möchte ich auch nicht weiter nachhelfen, trotzdem ein tipp am Schluss: Kauf euch eine Gewässerkarte und schaut euch ein Paar Gewässer mal an, Fische über Zwanzig Kilogramm gibt es da eigentlich in jedem Loch.
6) Über deine Tätigkeit in der Angelbranche hattest du auch immer Kontakt zu Norbert Bleisteiner, der durch seine Fänge am Cassien auch dein Interesse an diesem Kultgewässer weckte, 1991 folgte deine erste von vielen Reisen an diesen See. Erzahl uns doch etwas darüber.
Cassien, der gute alte Cassien! Ein echtes Kultgewässer, ein Mythos, eine Legende, ein See der vielen Anglern ihren Personal Best geschenkt hat. Ich war geschockt als ich 1985 zum ersten mal von schier unglaublichen Fängen aus diesem Gewässer hörte. Ein Fangbericht von einem fünfunddreißig Kilo. Fisch erschütterte damals die Deutsche Karpfenszene. Der Blinker lies damals die Bombe platzen als sie die Fotos, mit einem grinsenden Dave Walker und seinem rissen Karpfen veröffentlichten. Nun war es endlich raus, irgendwo im Südlichsten Frankreich gab es Karpfen die weit größer waren als die Fische, die sagen umworben in unseren Teichen lebten und anscheinend unfangbar waren. Trotz allen Informationen , fühlte ich mich damals noch nicht bereit so eine Herausforderung anzunehmen. Vielleicht lag es an mangelnden selbstvertrauten, oder war es einfach die Angst vor so einem riesigen neuen Gewässer. Selbstverständlich förderte auch die brodelte Gerüchteküche über den Cassien , die damals natürlich auf Hochtouren lief nicht gerade mein Selbstbewusstsein an dieses Gewässer zu fahren. Mann musste sich nicht nur mit riesigen Karpfen auseinandersetzen, sondern auch mit strengsten Kontrollen, (Nachtangelverbot), Schlangen, Skorpionen und Wildschweinen, Miostral Stürmen, Wochenlang keinen einzige Fischaktion usw. Deshalb beschloss ich erst mal, in unserem Heimischen Gewässern erfolgreich zu sein. 1991 war es dann so weit, gestärkt durch einige schöne Fänge, Mottewirt durch Gerd Haberle nun Norbert Bleisteiner begaben sich eine aus heutiger Sicht, eine fast Legendäre Gruppe ( Bernd Mauz, Christoph Schulz, Günter Schiffel und Markus Lambrecht) an den Cassien. Selbstverständlich blankte die Komplette Truppe. Aus Angst vor nächtlichen Kontrollen, blieben die Ruten selbstverständlich an Land. Trotz unsere damaligen Niederlage sollten noch viele Trips an dieses Gewässer folgen. Wir fingen alle dort unsere Fische und Lernten recht schnell die Eigenarten dieses Gewässers kennen. Natürlich hat sich das Gewässer in den Letzten Jahren deutlich verändert. Alleine was den Fischbestand betrifft kann man die damaligen Verhältnisse nicht mit den heutigen vergleichen. Dazu möchte ich ein Paar Zahlen nennen. Ca. Fischbestand 1990: 100 Karpfen über 15 Kg, 50 Karpfen über 20 Kg, 10 Karpfen über 25 Kg. Fischbestand 2004: Unzählige Karpfen über 15 Kg, 200 Karpfen über 20 KG und 10 Karpfen über 25 Kg. Ihr seht, der Fischbestand hat ernorm zugenommen. Er ist überhabt nicht mehr vergleichbar mit dem Ursprungsbestand. Das hat natürlich zur Folge, dass der See viel von seinem Mythos verloren hat, er zählt für mich auf jeden Fall nicht mehr zu einem Ultra Harten Großfisch Gewässer, wo man Wochenlang auf seinen Biss warten muss. Mit einigermaßen Gewässerkenntnissen und ausgefeilter Angeltaktiken kann man mit etwas Glück relativ schnell zum Erfolg kommen. Ich glaube das wichtigste an diesem Gewässer ist, dass man nicht Steriotüp angelt! Was meine ich damit? Das heißt was anderes tun, als das was die breite Masse macht. Ich möchte dazu in Stichworten ein paar Anregungen geben. Die dem einen oder anderen vielleicht weiter hilft. Als eine sehr erfolgreiche Futterstrategie hat sich folgendes System herauskristaliesiert: Mehrere Kilogramm Boilies gleichmäßig auf eine recht großen Angelplatz verteilen. Z.B. in einer Bucht. Dann die erste Nacht , auch wenn es schwer fällt, den Platz mahl völlig in Ruhe lassen um dann in der Zweiten Nacht seine Ruten großflächig auf seinem Futterplatz zu Verteilen. Die Fische finden sehr schnell Vertrauen in die großflächig verteilten Köder und bringen dass Futter nicht mit Gefahr in Verbindung. Was mittlerweile auch immer wieder einen Versuch wert ist, eine Konzentrierte Futteraktion auf einen Hotspot. Die Fische haben in den letzten Jahren so viele Singel Hook Baits, oder Hook Baits mit fünf Boilies am Stringer gesehen ,dass sie mittlerweile wieder richtig gut auf Futter reagieren. Des weiteren kann ich nur empfehlen, sich an großen Tiefen heranwagen. Möglichst wenige Schnüre auf dem Angelplatz. Bojen??? Und was ganz wichtig ist, beobachtet was die Angelnde Konkorenz tut. Es bringt meistens nichts, wenn fünfzig Angler nach dem Schema F. vorgehen und wenig fangen, als einundfünfzigster Angler da noch mit einzusteigen. Fantasie, Kreativität, Hartnäckigkeit und Mut für die eigene Vorgehensweise ist da gefragt. Leider gibt es wenige die nach neuen Möglichkeiten suchen. Ich kann nur jeden dazu ermutigen . Eine weitere Veränderung am Cassien, sind die Unmengen an Karpfenanglern die das Gewässer Jährlich besuchen. Hat man sich früher noch freudig begrüßt und ein Small Talk gehalten, muss man heute froh sein wenn man heute überhabt noch gegrüßt wird. Eine ehrliche Aussage über Fänge, oder Fisch Aktivitäten kann man vergessen. Kein normaler Karpfenangler und wenn seine Säcke noch so prall gefüllt sind, würde Dir eine ehrliche Auskunft erteilen. Viel zu groß wäre die Angst darüber, dass du dich in seine Nahe setzt könntest und die Fische von seinem Platz wegfängst. Der Zusammenhalt unter einander gibt es so gut wie gar nicht mehr. Viele sehen sich nur als Konkorenten und wollen oft um jeden Preis besser sein als ihre Kollegen. Eine wirklich traurige Entwicklung.Was mich jedoch mit großer Freude und auch Verwunderung erfüllt, dass der Cassien See der beweiß dafür ist, dass einheimische Angler und Karpfenangler aus ganz Europa sich doch irgendwie unter einander Araangieren können. Jeder findet dort sein Platz für seine Art des Angelns. Ich hoffe inständig auf die Vernunft aller Mitangler , dass jeder sich an die Bestimmungen hält. Nur so kann dieses Paradies für uns Karpfenangler erhalten bleiben.
7) Du bist am Neckar aufgewachsen und hast auch dort, auf verschiedenen Flussabschnitten, immer wieder auf Karpfen geangelt – wird der Neckar heute noch seinem Ruf als das deutsche Großfischgewässer schlechthin gerecht?
Für mich war der Neckar nie dass Deutsche Großfischgewässer Schlechthin. Es war aber mit Sicherheit eines der Besten Gewässer hier im Süddeutschen Raum. Es schwimmen heute noch mehrere Fische über fünfundzwanzig Kilogramm in den Fluten dieses Stromes. Sie warten lediglich nur darauf , dass ein fähiger Angler Sie auf die Matte legt. Trotzdem waren gerade die großen Flüsse in Deutschland der Garant für die absoluten Ausnahme Fische. Die Blinker Fisch-Hitparade ( Angelzeitung) war gespickt voll mit großen Fischen aus dem Main, Weser und Rhein. Ich glaube, dass das Potential dieser Gewässer noch lange nicht erschöpft sind. Alleine wenn ich am Rhein an die Staustuffe Iffezheim denke, da schwimmen unter Garantie mehrere Riesen Fische über fünfundzwanzig Kilogramm, aber irgendwie traut sich da keiner so richtig rann. Trotzdem hört man in der letzter Zeit immer mehr von Seen, die Fische über fünfundzwanzig Kilo. Plus produzieren. Oft handelt es sich um einzelne Fette Sauen die ihr Rekordgewicht dem Reichhaltigen Boilie Angebot zu verdanken haben. Trotzdem gibt es ein paar wenig Gewässer die auf natürliche Art und Weise riesen Fische produzieren. Diese Gewässer haben meist ein sehr geringen Fischbestand , ein hohes natürliches Nahrungsangebot und liegen meistens in den wärmeren Regionen Deutschlands. Mittlerweile kenne ich eine Menge Seen in Deutschland die Fische jenseits von funfundzwanzig Kilogramm beherbergen und dass gibt mir Hoffnung das der eine oder andere den weg in meinen Kescher findet.
8 ) Nach einem schweren Verkehrsunfall hast du dich jahrelang aus der Szene zurückgezogen und auch deine Zeit am Wasser stark reduziert wie hat diese Auszeit deine heutige Einstellung zum Angeln beeinflusst?
Der Verkehrsunfall, hat mit Sicherheit mein Leben verändert. Wenn ich die Zeit Revue passieren lasse zieht sich in mir noch alles zusammen. Leider habe ich die Erfahrung machen müssen, dass in unserem ach so Tollen Rechtsstaat nicht alles Gold ist was glänzt. Ich möchte hier nicht weiter darauf eingehen nur soviel, ich würde die Jahrelange Streitereien, mit den Berufsgenossenschaften, Versicherungen nicht meinem ärgsten Feind wünschen. Trotzdem hatte die Zeit auch was gutes. Ich weiß heute auf welche Menschen ich mich verlassen kann und einem in Schwierigsten Situationen beistehen. Ganz besonders wichtig ist es mir, hier an dieser Stelle, meiner Frau meinen besonderen Dank und Dankbarkeit auszudrücken. Ich weiß nicht Steffi, ob ich ohne Dich das alles geschafft hätte. Natürlich lässt heute einem das Erlebte, die Welt mit etwas anderen Augen anschauen. Und das ist gut so. Karpfenangeln war und ist mit Sicherheit ein wichtiger Teil in meinem Leben. Doch setze ich mich garantiert beim Angeln, keinen Leistungsdruck mehr aus. Ich sehe es heute als Geschenk an einigermaßen Gesund zu sein, einen guten Job zu haben und eine intakte und gesund Familie zu haben. Angeln ist lediglich mein Hobby nicht mehr und nicht weniger.
9) Du hast heute eine Familie mit zwei kleinen Kindern, wie bringst du das mit dem Karpfenangeln unter einen Hut?
Kompromisse über Kompromisse anders geht das leider nicht mehr. Es ist sicherlich nicht immer einfach eine gesunde Balangs zwischen seiner Familie und seinem Hobby zu finden. Ein Zeit Manegment Kurs hilft da leider auch nicht. Trotzdem versuche ich meine wenige Angelzeit so gut wie möglich zu planen. Das heißt ich gehe eigentlich nur noch im Frühjahr oder im Herbst für längere Zeit ans Wasser, und dann nur wenn ich von den Wetterbedingungen so überzeugt bin, dass eine relativ Hohe Chance besteht zum Erfolg zu kommen. Selten Angle ich länger wie drei oder vier Tage. Oft verbringe ich auch nur eine Nacht unterhalb der Woche am Gewässer weil es Zeitlich einfach nicht anders zu regeln ist. Es ist mir sehr wichtig dass meine Kinder wissen das ich als Vater für sie da bin und meine Frau den Briefträger nicht besser kennt als mich.
10) Der Name Oli Haselhoff war und ist hier im wilden Süden der Republik auch immer ein Garant für überdurchschnittliche Fänge, -Dusel, sechster Sinn oder harte Arbeit?
Ich denke von allem ein bisschen. Es gibt Fische die hat man sich hart erarbeitet, andere wiederum sind einem fast die Rutenspitze hochgegrabbelt. Jedoch bin ich überzeugt davon , dass jeder erfolgreiche Angler eines gemeinsam haben. Sie leisten ein sehr hohen Einsatz für ihr Hobby um Regelmäßig zum Erfolg zu kommen. Es ist ein Irrtum zu glauben dass ein erfolgreicher Karpfenangler mal Kurz am See erscheint seinen Wunderbait auspackt und dann seine Energieströme auf das Wasser übergleiten Lässt. Um dann Kontakt mit dem fettesten Karpfen herzustellen der schnellstmöglich in den Kescher schwimmt .Wer das glaubt dem kann man leider auch nicht mehr helfen. Der Erfolg ist machbar oder erzwingbar. Man muss versuchen alle Faktoren möglichst perfekt zusammen spielen Lassen. Doch was ist Perfekt? Vor ca. zwanzig Jahren Lernte ich einen kleinen Belgier im Elsas kennen wir diskutierten über Angler und ihre Fänge. Er stellte eine These in den Raum. Wenn ihr am Wochenende zwei Fische gefangen habt und damit zufrieden Seit, woher wollt ihr wissen, dass ein guter Karpfenangler nicht zehn Fische auf euren Platz gefangen hätte? Diese Frage begleitete mich viele Jahre und veränderte mit Sicherheit meine Angelei. Was meinte der kleine Belgier (Luc de Baits) der später einer der erfolgreichsten Karpfenangler Europas werden sollte. Das man sein eigenes Können oder Wissen nicht überbewerten sollte? Oder meinte er damit, dass man immer an sich arbeiten sollte, um möglichst viel über das verhalten der Fische, Fressgewohnheiten, Lebensraum, usw. kennen zu lernen. Wie können wir uns sicher sein, dass unser Köder den wir zu Zeit benutzen für die Fische in diesem Gewässer attraktiv sind. Fragen über Fragen, leider gibt es beim Angeln kein richtig oder Falsch. Nur erfolgreiche und weniger Erfolgreiche Angler. Deshalb glaube ich, dass es heute wie damals dass wichtigste ist an seiner Angelei zu Arbeiten. Jeden einzelnen Trip genausten zu Planen, flexibel zu sein, jeden Angeltag Revue passieren zu lassen um sich zu Überlegen was kann ich morgen besser machen. Sich nie zu Frieden geben mit dem erreichten, immer nach vorne schauen um zu überlegen wie kann ich meine Angeln beim nächsten mal noch verbessern. Ich glaube jeder Angler wo das berücksichtigt kann sehr, sehr weit kommen. Sicherlich spielt das Gefühl für das jeweilige Gewässer eine große Rolle. Die Engländer nennen es Watercraft: Doch ich glaube man kann das Gefühl auch schlicht Erfahrung nennen. Wann, wo , wie zu welcher Jahreszeit man sich wo hinsetzt. Angeln ist keine Hexerei, meistens wird Fleiß, Kreativität, Hartnäckigkeit und Einsatz belohnt.
11) Du hast sowohl in Frankreich als auch in Deutschland schon einen absoluten Ausnahmefisch gefangen, da drangt sich die Frage nach deiner persönlichen Gewichtung von ausländischen zu deutschen Fängen geradezu auf.
Ich gebe zu, in meiner persönlichen Gewichtung habe ich noch nie einen Unterschied gemacht, ob ich einen Fisch in Frankreich oder in Deutschland gefangen habe. Damit wäre mir das Thema auch zu Pauschal abgetan. Jedes einzelne Gewässer hat meine eigene Wertschätzung: Ich unterscheide ganz klar die Gewässer nach ihrem jeweiligen Schwierigkeit Grad um dort zum Erfolg zu kommen. Mann kann es vielleicht am ehesten mit den Sportkletterern vergleichen, jede Wand hat einen Fest vergebenen Schwierigkeitsgrad ,den es zu erklimmen gilt. Es ist mir völlig unverständlich warum ein zwanzig Kilo Karpfen aus Frankreich aus einem natürlichen Gewässer weniger Wert sein soll, wie der selbe Fisch aus einem Karpfenpuff. Wo der einzigste Schwierigkeit Grad der ist, ob der Futterautomat in Betrieb ist oder nicht. Ich hoffe Ihr versteht was ich meine, Es gibt in Frankreich und in Deutschland extrem einfache, und sehr schwierige Gewässer. Deswegen sollte man sich nicht Blenden lassen, von Anglern die einen Big Fisch nach dem andern Präsentieren wenn man nicht weis wo und wie er sie dort Gefangen hat. Oft ist ein mittlere Fisch aus einer unterbesetzten Kiesgrube weit schwerer zu Fangen als aus irgend einem Karpfenpuff, den x-ten zwanzig Kilo Fisch.
12) Gibt es mit einem deutschen Sechziger im Fangbuch überhaupt noch anglerische Ziele?
Ja, da gibt es noch jede Menge. Ich kenne noch das eine oder andere Gewässer wo sich noch einige Traumkarpfen darin aufhalten und natürlich werde ich jedes einzelne Gewässer überrollen. Nein im Ernst. Meine Angelei hat sich nicht wirklich durch diesen Fisch verändert. Natürlich angelt man gerne auf absolute Ausnahmefische und noch lieber fängt man sie. Trotzdem besteht Karpfenangeln nicht nur aus Fische fangen. Für mich ist es ganz wichtig das dass Ambiente drum rum stimmt. Ein schönes Gewässer mit einem guten Freund zu Beangeln, die Natur und den Tag zu Genieessen und wenn dann noch ein schöner Fisch anbeißt ,dann bin ich glücklich und deswegen tu ich’s.
13) Und weil’s einfach dazugehört, noch ein tiefsinniges Schlusswort:
Für den künftigen Erhalt des Karpfenangelns wird es sehr wichtig sein, dass wir unser Repräsentation nach außen für den Normalen Angler und Bürger deutlich verbessern. Mit dem DKAC ( Deutscher-Karpfen -Angler- Clup) die Öffentlichkeitsarbeit zu gestalten ist sicherlich der Richtige Weg. Ein Verein kann aber nur so gut sein wie seine Mitglieder und deren Leute die er Repräsentieren soll. Solang wir Karpfenangler uns nicht eingliedern können in den Angelvereinen, Tageskartengewässern und Staatsgewässern. Dort immer und immer wieder jede Regel brechen die von den Verantwortlichen aufgestellt wird, können wir nicht erwarten, dass wir als Ateqwarte Verhandlungspartner angesehen werden. Ich appelliere an die Vernunft der Karpfenangler! Verhaltet euch fähr gegenüber euren Mitanglern, bewegt euch in der Natur mit Ehrfurcht, seit Vorbilder für eure Kollegen und anderen Angelkameraden. Jedoch für alle die Angler die unverbesserlich sind, die ihr Hobby unter dem Gesichtspunkt betreiben! Alles für den Karpfen. Alles für den Erfolg. Alles für das Foto. Für die Leute möchte ich schließen, mit einem Statement meines Freundes Christoph Schulz, der auch dieses Interview führte. Angeln ist die schönste Nebensache der Welt. Es geht schließlich um nicht mehr und nicht weniger als um ein Jahrhunderte altes Haustier, das zur Fleischproduktion gezüchtet und zur einfachen Zubereitung auf Schuppenlos getrimmt, träge unter Wasser umherdümpelt und seine Zeit damit verbringt , faul im Schlamm herumzuhängen und ekliges Zeugs zu fressen. Dem kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen.
All the Best.
Oliver Haselhoff