Interview mit Karpfen Intern (Holger Berner)
Das aktuelle Interview zwischen Karpfen Intern (Holger Berner) und Oliver Haselhoff
Hallo Oliver, zunächst einmal vielen Dank, daß du Dich sofort bereiterklärt hast, dieses Interview für unser Magazin „Karpfen intern zu machen.
Hallo Holger! Zunächst möchte ich mich entschuldigen, daß Du so lange auf dieses Interview warten mußtest. Ich bin jedoch gerade geschaplich sehr eingespannt und habe soeben einen Umzug hinter mich gebracht. Aber heute möchte ich mir die Zeit nehmen, um auf Deine Fragen zu antworten.
Du bist einer der bekanntesten deutschen Karpfenangler und mit 26 Jahren verkörperst Du diese junge Szene wie kaum ein Anderer. Wie würdest Du die deutsche- gegenüber der englischen Szene beurteilen?
Meiner Meinung nach ist die englische Scene weitaus größer als hier in Deutschland. Das mag daran liegen, daß das Karpfenangeln schon viel länger betrieben wird wie hier in Deutschland. Der KonkurrenzkampJ wenn man es so nennen mag, ist viel extremer untereinander, weil ein direkter Vergleich möglich ist. Das liegt daran, daß alle Karpfenprofis in England an den gleichen Gewässern auf bekannte Fische angeln, z.B. am Bedmire Pool oder am Jeadley Pool, In Deutschland werden viel Gewässer und Fische geheim gehalten. Es kommt auch nicht häufig vor, daß mehrere Karpfencracks in Deutschland an einem Gewässer anzufinden sind. Ich habe häufig das Gefühl, daß dadurch Unstimmigkeiten untereinander entstehen, nach dem Motto: “ Der Klaus Brix hält ,zwei Stunden seine Ruten in die Weser und schwupp ist der dregig Pfünder im Kescher. “ Daß das nicht so ist, brauch ich den meisten wohl nicht zu sagen. Und wird denn doch ein Fisch ,mischen I5 und 20 kg gefangen, wird er von vielen streitig gemacht. In England ist das nicht möglich, da alle großen Fische schon häufig gefangen worden sind und somit in Länge und Gewicht bekannt sind. Der Durchschnittskarpfenangler in England verbringt häufig viel mehr Zeit am Angelwasser wie die Deutschen. Sie erscheinen uns extremer, allein was die Angelceit pro Jahr betrlflt. Viele verlassen “ Haus, Hof und Familie “ um einen Fisch zu fangen. In Deutschland trzflt man viel mehr “ Feierabendangler “ die sich aber Karpfenangler nennen. Außerdem sind die Karpfenangler in England experimentier- JTeudiger. Alle großen Neuigkeiten wie z. B. Boilies, Haar-Rig, Bolt- Rig kamen aus England. Wir Deutschen haben alle diese Montagen nur übernommen. Meiner Meinung nach fehlt uns Deutschen oft eine eigene Identität.
Wann hast Du mit der Angelei angefangen und wie lange angelst Du davon auf Big Carp’s ?
Ich habe mit I0 Jahren am Neckar mit der Angelei angefangen und gleich am zweiten Tag fing ich einen &r mich riesigen Karpfen von 6 kg, der natürlich gleich in die Pfanne wanderte. Seit dem ließ mich das Karpfenangeln nicht mehr los. Meinen zweiten Karpfen Jing ich, trotz aller anglerischen Versuche, erst drei Jahre später. Da ich in einem Angelgeschap tätig bin, habe ich sehr JTüh (mit 16 Jahren) mit Boilies auf Karpfen geangelt. Der Unterschied zwischen JTüher und heute besteht darin, daJ man sich selber sehr viel aneignen muJte. Es gab kaum Literatur über das Karpfenfischen mit englischen Methoden im Gegensatz zu heute.
Kannst Du Dich eigentlich noch über einen Meinen Karpfen fieuen ?
Wenn ich mir vorstelle : 12 Stunden Fahrt im vollgepackten Auto, Ankunft, Regen, Sturm, hohe Wellen, Ruten 150m rausschleppen, mitten in der Nacht (immer noch Regen, Sturm, hohe Wellen …) ein B@ – und was kommt raus …. ? ein K2. Die Freude ist in solch einer Situation natürlich riesig. Ich glaube dazu muJ ich Euch sonst nichts sagen. Es ist mir jedoch bei jedem Fisch wichtig, egal ob groß oder klein, daß er behutsam behandelt wird und mir gebührendem Respekt vor der Kreatur zurückgesetzt wird.
Welchen Stellenwert nimmt die Karpfenangelei für Dich ein und was bedeutet sie für Dich ?
Es ist mein Hobby. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist sicherlich ach Wie vor eine Herausforderung &r mich, einen oder vielleicht sogar mehrere große Fische zu fangen. ES gibt jedoch noch andere Dinge in meinem Leben, die mir viel wichtiger sind. KI Mal ehrlich Oliver, hast Du schon mal daran gedacht die Karpfenangelei an den Nagel zu hängen ?
Ja, früher öfters. Das mag daran gelegen haben, daß ich mir sehr viele Gedanken gemacht habe, was andere so über mich gesagt haben. Die ganzen Intrigen und Lügen haben mich genervt. In solchen Situationen habe ich mich oft gepagt : I“ Warum tust du das alles noch … ? “ Heute habe ich mich daran gewöhnt, daß es viele Karpfenangler gibt, die sich mehr über meine Angelei Gedanken machen, als über ihre.eigene. Heute kann ich darüber stehen, da ich gelernt habe, das Angeln als schönste Freizeitbeschaftigung für mich anzusehen und nicht als meinen Lebensinhalt.
Ist der Faktor „Zeit“ der größte Garant für erfolgreiches Carp Fishing, oder glaubst Du es gibt wichtigere Faktoren ?
Ich glaube, daß der Faktor Zeit eine sehr große Rolle beim Karpfenangeln spielt. Trotzdem ist er kein Garant fir erfolgreiches Angeln. Ich glaube alle Faktoren wie Wetter, Gewässer, Angelplatz, Köder, Rig, Präsentation des Köders, Gerät und das Gefühl wo der Fisch steht machen einen erfolgreichen Karpfenangler aus.
Wie kommt es, daß englische Karpfenangler zu Nationalhelden, wie unsere Fußball Profis, aufsteigen ? Unsere Karpfenangler sind dagegen nur in der Szene bekannt ?
In England ist Angeln Volhsport, wie bei uns Fußball oder Tennis. Und wie in jedem Sport braucht man Idole an denen man sich festhalten kann. Daß das in Deutschland nicht so ist, liegt meiner Meinung nach daran, daß Angler oft zu einer tierquälenden Minderheit abgestempelt werden.
Findest Du es verwunderlich, daß englische Karpfenprofis in unseren Katalogen für Werbezwecke herangezogen werden, obwohl wir im eigenen Lande Top Karpfencrack’s haben ? Oder machen umgekehrt deutsche Karpfenprofis in England Werbung ? So wie mir bekannt, gibt es keinen Deutschen Karpfenangler, der in England zu Werbezwecken eingesetzt wird. Für die Herstellerflrmen ist es viel einfacher und wirtschaftlicher schon bekannte große Namen aus England für ihre Produkte werben zu lassen. Der schlechte Ruf vieler Karpfenangler hier in Deutschland (Braunfels-Fest.. .) macht oft Namen, die ansonsten zu WerbeAvecken eingesetzt werden könnten, kaputt. Ich möchte nicht sagen, daß der Karpfenangler in England anders ist, aber es interessiert dort weniger als bei uns in Deutschland. Man sollte sich mehr Gedanken machen, daß der Angelsport für die Öffentlichkeit“ besser dasteht.
Abschließend möchte ich Dir noch die Frage stellen, ob du der deutschen Karpfenangelei eine Zufunft gibst ? Ich hofe es, aber momentan sieht es nicht so danach aus. Ein Beispiel dazu : In Badenwürtenberg und Bayern ist das Nachtangeln, Anjiittern und Zurücksetzen stracfbar. Demnächst soll noch eine Hektarbegrenzung eingefihrt werden, d. h. es dürfen nur einige wenige Angler pro Hektar Wasser fischen. Ich glaube, wenn wir nicht alle zusammenhalten (Angler und Einzelhändler sowie Hersteller) und einen Verband gründen, der die Interessen der Angler vertritt, kann es durchaus sein, daß wir nur noch im Ausland unserem Hobby nachgehen können. Um hier zu einem Ergebnis zu kommen wir d noch viel Wasser den Neckar herunterfließen. Jedoch wird es Zeit, daß hier auf diesem Gebiet etwas passiert. Ich finde so etwas echt positiv, daß solche Themen in Eurer Vereinszeitung angesprochen werden und so wünsche ich Euch mit Eurem Karpfenanglerclub weiterhin alles Gute.
All the Best.
Oliver Haselhoff