Das Puzzelspiel mit der Zeit! Teil 1.

Es gibt wohl kaum einen Karpfenangler, der nicht von der Faszination nach der Jagd des absoluten Ausnahmefisches getrieben wird. Es gibt unendlich viele Beispiele dafür, was Karpfenangler alles auf sich nehmen, um erfolgreich ein Gewässer zu beangeln. Monatelange Schlammsitzungen am Der oder am Orient. Monatelanges verweilen im Industriehafen, sowie absolute Wildnis, in der man nicht nur mit jedem Moskito auf du und du ist, sondern auch mit den extremen Wetterlagen wie Mistral, Dauerregen und Kälte bestens vertraut wird. Das alles gehört zum Abenteuer Karpfenangeln. Die extremsten Bedingungen können, richtig dosiert, zu einem wirklichen Vergnügen werden. Natur Pur! Das Karpfenangeln ist dann für mich wie eine Art Rausch. Man kann von diesem Hobby verschlungen werden und die Herausforderung nach der Jagd nimmt Besitz von dir.

Nichts kann den Rausch nach der Droge Karpfenangeln lindern. Manchmal, wenn ich in die Augen meiner Kinder sehe und mich wieder für ein paar Tage verabschiede, kotzt es mich an, dass ich unfähig bin, diese Sucht zu beherrschen. Ich schließe die Tür und fahre erstmals ins Nichts. Rabenvater, schlechter Ehemann und so weitere Gedanken schießen mir durch den Kopf. Dabei habe ich eigentlich mein Angeln schon so gut es geht umgestellt. Ja, man kann sagen „familienfreundlich“ gemacht. Gut, es mag sein, dass diese Fischerei nicht unbedingt dafür geeignet ist, seinen „personal best“ zu verbessern, da man gegebenenfalls viele tausend Stunden Angelzeit braucht, um den einen oder anderen Zielfisch zu fangen. Mir fallen hierzu zwei sehr bekannte Fische in Deutschland ein: Joe und Mary. Sie wohnen in einem sechs Hektar Loch und sind leider extrem schwer zu fangen. Aus familiären Gründen, mangels möglicher Angelzeit, sind solche Fische für mich in weite Ferne gerückt. Sie strahlen natürlich eine unglaubliche Faszination auf uns aus. Uns Karpfenangler ziehen sie magisch an, jedoch wird man irgendwann feststellen, obwohl man immer von kapitalen Fischen träumt, dass es das Gesamterlebnis am Angelwasser ist, was einen am Karpfenangeln fasziniert. Die Verbundenheit mit der Natur, die Stimmungen am Wasser, die Unvorhersehbarkeit, was das Karpfenangeln mit sich bringt. Das alles ist Karpfenangeln und sollte einen dazu beflügeln es zu tun. Im Laufe der Jahre, wird man feststellen, dass der Fang von einem großen Karpfen in Vergessenheit gerät, aber Momente des absoluten Naturerlebnisses in der Erinnerung haften bleiben. Der Großkarpfen ist vielleicht das Ziel, aber nur ein Teil des Ganzen, was einen motiviert an das Wasser zu gehen.
In meinem Freundeskreis haben wir schon sehr oft darüber diskutiert, wie es mir möglich ist, immer wieder gute Fangergebnisse zu erzielen, mit der mir leider doch sehr begrenzten Angelzeit. Ist es Erfahrung, Wissen, Taktik, Vorbereitung, Gewässer, Gerät, Wunderder oder bin ich einfach ein Glücksschwein???? Als ich das erste Mal ernsthaft darüber nachdachte, musste ich lachen und feststellen, dass es von allem sicherlich ein bisschen ist. Was ich jedoch mit Sicherheit beantworten kann, ein Glücksschwein bin ich nicht, wobei Glück beim Angeln immer dazu gehört, ganz egal auf welchem Niveau. Aus beruflichen und familiären Gründen habe ich meine Angelei so optimiert, dass es mir gelingt, mit einem relativ geringen Zeitaufwand, doch sehr erfolgreich am Wasser zu sein. Deshalb möchte ich Euch mit diesem Artikel meine Philosophie vom Karpfenangeln, zu der ich auch momentan leider mangels Zeit getrieben bin, etwas näher bringen. Vielleicht kann der eine oder andere damit etwas anfangen und damit seine Fischerei überdenken und dadurch nicht nur schöne Stunden am Wasser verbringen, sondern vielleicht auch erfolgreichere. Da man diese Fragen nicht pauschal beantworten kann, werde ich versuchen, die Themen einzeln abzuarbeiten die mir wichtig sind.

Jahreszeiten: Es scheint so, als würden im frühen Frühjahr die kleinen Karpfen noch in der Winterruhe verweilen, während die Großen ihrer Zunft so bald als möglich im Jahr mit der Nahrungsaufnahme beginnen. So ist es im Herbst ganz ähnlich. Auch hier stellen die kleinen Fische deutlich früher die Nahrungsaufnahme ein und die großen Fische fressen weiter bis in das späte Jahr hinein, um sich die letzten Fettreserven anzufressen, um sicher durch den Winter zu kommen. Nicht ganz zufällig habe ich genau deshalb diese zwei Jahreszeiten ausgewählt, an denen ich die meiste Zeit am Gewässer verbringe. Selbstverständlich kann man auch zu anderen Jahreszeiten sehr schöne Fische fangen, aber keine andere Jahreszeit ist so effektiv wie das Frühjahr und der Herbst. Für die Angler, die unbegrenzt Zeit haben, ist die jeweilige Jahreszeit sicherlich egal. „Hauptsache raus ans Wasser“ ist da die Devise. Mit Sicherheit ist es gerade im Sommer relativ leicht eine beachtliche Stückzahl an Karpfen zu fangen. In den vielen Jahren, in denen ich das ganze Jahr über relativ konstant geangelt habe, konnte ich leider nie wirklich gute Fische im Hochsommer fangen. Deshalb nutze ich mittlerweile den Sommer hauptsächlich, um mit meiner Familie eine schöne Zeit zu verbringen. Vereinzelt schaue ich mir ein paar neue Gewässer an und sofern ich sie für interessant finde, lote ich sie gegebenenfalls aus. Gerade wenn man wenig Zeit am Wasser verbringen kann, halte ich es für elementar, dass man seine Angelurlaube und Kurztrips in diesen produktiven Jahreszeiten plant, um erfolgreich zu angeln. Natürlich muss die wenige Angelzeit so perfekt wie möglich und mit größtmöglichem Einsatz angegangen werden, damit meine ich z.B. die Situationen, in denen man gerade sein Tackle eine Stunde wohin getragen und schweißgebadet die Ruten aufgebaut hat. Am Abend sieht man jedoch auf der anderen Seeseite Fischaktivitäten. In diesem Moment darf man sich nicht zu schade sein, das ganze Geraffel noch einmal einzupacken und einen Platzwechsel vorzunehmen. Alle erfolgreichen Karpfenangler, außer vielleicht ein paar Zeitbanditen, angeln mit diesem größtmöglichem Einsatz.

Mir ist häufig aufgefallen, dass gerade viele Dauerangler ohne die nötige Motivation und Aufmerksamkeit ans Wasser gehen. Liegt wohl daran „ wenn es heute nicht beißt, dann halt morgen oder übermorgen, oder nächste Woche“. Mag auch sein, dass es so ist, aber da ich und viele andere über diesen Zeitfaktor nicht verfügen, kommt das für uns nicht in Frage.

Gewässer:
Die Gewässerwahl ist mit Sicherheit einer der wichtigsten Grundlagen für ein erfolgreiches Angeljahr. Aus diesem Grund sollte man sich zuerst einmal entscheiden, was das einzelne Angeljahr bringen soll. Viele Fische, einen großen Einzelfisch, oder vielleicht gleich mehrere große Einzelfische? Na ja, träumen darf man ja! Trotz allem sollte man versuchen, seine Ziele möglichst realistisch abzustecken. Es bringt einfach nichts, sich Gewässer auszusuchen, an denen top Angler im Normalfall 100 Nächte verbringen, um ihren ersten Biss zu erhalten, wenn man nur einfach dreißig Angeltage zur Verfügung hat. Diesen ersten Schritt der Entscheidung, was ein hohes Maß an persönlicher Selbsteinschätzung beinhaltet, halte ich für extrem wichtig, denn schon jetzt muss ich mich entscheiden, ob ich mich auf den großen Einzelfisch konzentrieren will, der wahrscheinlich in einem Szene-Gewässer herumdümpelt, oder ob man sein Auge auf die vielen tausend anderen Gewässer wirft, die da noch übrig bleiben.
Um dann endgültig seine Wahl zu treffen, ist es sehr wichtig, dass man sich sehr genau die unterschiedlichen Gewässer-Typen anschaut. Ich differenziere die Gewässer als erstes auf die von mir favorisierten Jahreszeiten, an denen ich glaube, dass die Fische am aktivsten fressen. Hierbei bevorzuge ich im Frühling die flachen Seen, und die tieferen Gewässer eignen sich, die eine oder andere Stunde im späten Herbst zu verbringen. Es macht einfach keinen Sinn, ein sehr tiefes Gewässer im frühen Frühjahr zu beangeln. Diese Gewässer erreichen oft erst Mitte Mai die von mir erwünschten zehn bis zwölf Grad Wassertemperatur. Das ist die Wassertemperatur, die meiner Erfahrung nach die Fische benötigen, um richtig aktiv nach Futter zu suchen. Im Herbst verhält sich die Sache natürlich genau anders herum. Die flachen Gewässer kühlen als erstes aus und die Fische stellen aus diesem Grund viel früher die Nahrungsaufnahme mehr oder weniger ein.
Da es heute so gut wie kein Gewässer mehr in Deutschland gibt, an denen noch kein Karpfenangler sein Glück versucht hat, ist es sehr wichtig Kontakt mit den einheimischen Anglern zu suchen. Erfahrungsaustausch ist so wichtig und kann einem so unendlich viel Zeit ersparen. Dies ist jedoch meistens nur unter echten Freunden möglich.
Ich muss zugeben, dass ich das Glück habe, einige sehr gute Freunde zu haben. Wir tauschen jede erdenkliche Info aus, um möglichst schnell an dem einzelnen Gewässer zum Erfolg zu kommen. Wie und wo und wann, mit welchem Köder und Rig, mit welcher Futterkampagne man an dem einzelnen Gewässer welchen Fisch gefangen hat. Häufig haben einzelne Fische irgendwelche Eigenarten, die es so leicht oder auch schwer machen, sie zu fangen. Je mehr Informationen man über seinen Zielfisch bekommen kann, umso besser. Meistens kristallisiert sich ein Muster heraus, das man sich als Angler natürlich zu Nutzen machen sollte. Diese Infos können einem viele Enttäuschungen ersparen, weil diese Jungs, die einem diese Infos mitteilen, ihr Wissen für deinen möglichen Erfolg selbstlos weiter geben. Das Ganze erfordert Vertrauen und kann nur auf einem Geben und Nehmen basieren. Was in diesem Fall eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Leider ist es häufig so, dass man von den ortsansässigen Anglern selten Informationen bekommt, die der Wahrheit entsprechen. Verständlicher Weise wird manchmal mit „Blendbomben“ um sich geworfen, so dass man sich möglichst schnell wieder zum Teufel schere. Irgendwann ist so jeder mal wieder sich selbst der Nächste und man muss alles, aber auch wirklich alles selbst tun. Ich versichere Euch, das Ganze stellt sich zwar etwas schwieriger dar, aber wenn man dann zum Erfolg kommt ist das wirklich ein tolles Gefühl. Trotzdem halte ich dieses Umschauen und Kontaktaufnehmen bei den anderen Anglern für äußerst wichtig. Man kann dadurch sehr schnell feststellen, wie, wo und was ein Grossteil der ortsansässigen Angler dort tut, um zum Fisch zu kommen.
So kann ich abschätzen, welche Erfolgsaussichten das einzelne Gewässer mir bietet. Ich hoffe Ihr versteht was ich meine. Es ist für mich sehr wichtig, dass ich dort eine Möglichkeit sehe, um dort schnell zum Erfolg zu kommen. Es bringt einfach nichts, wenn ich, wie alle Mitangler, meine Rute ins Wasser werfe und der Dinge harre, die da hoffentlich kommen werden. Möchte man ein Gewässer schnell knacken, braucht man eine Idee. Oft ist es klug, einfach etwas grundlegend anderes zu machen, als die Anderen.
Hier einige Beispiele dazu: Gibt es Angelstellen die selten befischt werden? Gibt es schwer zugängliche Angelstellen, an denen ich eventuell eine längere Futterkampagne durchziehen kann, ohne dass eventuell die angelnde Konkurrenz davon Wind bekommt? Welche Köder werden benutzt, welche Mengen werden gefüttert, in welcher Entfernung werden die Köder angeboten usw. Wenn man weiß, dass die Fische sehr gut auf Fischboilies reagieren, wäre man ja dumm, wenn man etwas anderes benutzen würde. Man nimmt eher den Fischboilie in seinen Angelplan mit auf und so kann man sich noch über die Größe und die Menge Gedanken machen. Oft sind es gerade die einheimischen Angler, die einen drauf stoßen, einen Plan auszuhecken, wie man dieses Wasser erfolgreich beangeln kann. Letztendlich ist es dann immer noch ein Bauchgefühl, für welche Gewässer und Strategie man sich entscheidet. Ich kann nur empfehlen für mehrere Gewässer, die in Frage kommen, eine Angelkarte zu lösen, um dann kurz vor dem Angeln vor Ort zu entscheiden, sofern man keinen Futterplatz angelegt hat, an welchem Gewässer man sein Glück versuchen möchte. Lieber fährt man zwei Seen umsonst an, sitzt aber schlussendlich am Ende goldrichtig. Letztendlich verändert sich häufig die Situation vor Ort so schnell, dass alle Pläne von jetzt auf nachher gestorben sind. Hierzu ein paar Beispiele: Der gewünschte Zielfisch wurde kurz vorher gefangen, oder sogar von einem lieben Kollegen in ein anderes Gewässer verfrachtet. Der angelegte Futterplatz ist belegt, oder der Fluss hat Hochwasser. Auch die Wetterverhältnisse ( z.B. Temperatursturz ) können gegen ein Gewässer sprechen. Dieser Temperatursturz ist bei den meisten flachen Gewässern tödlich. So auch, wenn der Wind in die gegengesetzte Richtung von meinem Futterplatz weht, oder aber es sind viele andere Karpfenangler am Wasser, so dass momentan außergewöhnlich starker Druck auf das Gewässer besteht. Ich denke ihr versteht was ich meine. In diesen Situationen ist es gut, wenn man da noch die eine oder andere Möglichkeit zur Verfügung stehen hat. Trotzdem angle ich selten, oder besser gesagt, so gut wie nie an mehr wie drei oder vier verschiedenen Gewässern im Jahr. Man verzettelt sich einfach dann zu sehr, so dass es selten zu einem wirklich guten Ergebnis führt.

Location:
Das Wichtigste an einem neuen Gewässer ist, dass ich weiß wo ich angle. Das hört sich einfach an, ist es aber eigentlich nicht. Habe ich Infos ( die oben genannten Infos von Freunden ) erleichtert das vieles. Trotzdem mache ich mir gerne selber noch ein Bild über das Gewässer. Trotz diverser Hilfsmittel wie z.B. Lotrute und Echolot ergibt sich immer nur eine Grundinformation über Tiefe, Bodenverhältnisse, Sandbänke, Hindernisse, Schlamm, Faulschlamm, weicher Boden, fester Boden usw. Wie die Bodenverhältnisse letztendlich beschaffen sind, ob dort unter Wasser eine natürliche Nahrungsquelle für den Fisch in Form von Muscheln, Schnecken, Krebsen usw. ist, was für uns Angler elementar wichtig ist, um zum Erfolg zu kommen, wissen wir letztendlich nicht.
Mittlerweile kommt es immer mehr in Mode sich per Tauchanzug in das Reich der Karpfen zu begeben. Wer wie ich das nicht sonderlich mag, oder dazu nicht in der Lage ist, sollte es mit einem Boot, einem guten Echolot und einer überdimensionalen Senkstange versuchen, mehr über die Bodenbeschaffenheit heraus zu finden. Ich halte es für unsagbar wichtig, möglichst genaue Informationen über die Beschaffenheit des Untergrundes zu bekommen. Der lange Senkstab eignet sich hervorragend, um die Bodenbeschaffenheit des Gewässers abzuklopfen. Man erhält ganz einfach dadurch einem genauen Einblick, um welche Sorte Schlamm es sich am Gewässergrund handelt. Viele Angler verteufeln ja jede Art von Schlamm. Dem kann ich nicht zustimmen. Häufig sind genau diese Stellen gerade die produktivsten Stellen im ganzen Gewässer, sofern es sich nicht um den so genannten Faulschlamm handelt. Muscheln, Schnecken, Larven und so weiter halten sich dort mit Vorliebe auf. Hat man die Stellen gefunden, an denen die Karpfen regelmäßig ihre natürliche Nahrung aufnehmen, hat man schon ganz viel erreicht. Einen besseren Angelplatz als einen von Natur gegebenen Fressplatz der Karpfen zu finden, halte ich für sehr schwierig, ja fast unmöglich. Lege ich auf diesem Angelplatz oder in diesem Gebiet meinen Futterplatz an, ist das meistens mit großem Erfolg gekrönt. Ich bin sicher, dass trotz langer Futterkampagnen auf einen unproduktiven Platz, diese Stelle niemals so ergiebig wird, wie die natürlichen Fressplätze, die der Karpfen seit Jahr und Tag zur Nahrungsaufnahme aufsucht.

Findet man trotz aller Hilfsmittel keine Anhaltspunkte, wo die Fische sein könnten, richte ich mich eigentlich immer nach dem Wind und der zu erwartenden Gewässertiefe, das heißt ich befische die Uferseite, an der der Wind einem entgegenkommt und die Angelstellen eine Wassertiefe aufweisen, bei der ich damit rechnen kann, dass dort zu dieser Jahreszeit sich in dieser Gewässertiefe Fische aufhalten. Ich halte es fast für unumgänglich bei einem größeren Gewässer jeweils ein paar Angeltage an unterschiedlichen Stellen zu investieren. So bekommt man ein Gefühl für das jeweilige Gewässer. Ich lausche immer bis tief in die Nacht, ob ich irgendwo einen Fisch springen oder rollen höre. Tagsüber schaue ich mit der Pol-Brille ins Wasser, ob irgendwo die Karpfen gerade mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt sind. Kleine Schlammwolken und Blasenteppiche sind sehr verräterisch. Ich muss wohl niemand sagen, was zu tun ist, wenn man die Fische gefunden hat!

Futtertaktiken:
Für mich eines der wichtigsten Kriterien um erfolgreich am Angelwasser zu sein. Es reicht heute oft nicht mehr aus, ein paar Boilies hinaus zu sniggen und dann auf den großen Run zu warten. Sicherlich ist das heute an manchen Tagen und an diversen überbesetzten Gewässern noch möglich, dass man so zum Erfolg kommt. Wenn man sich damit zufrieden gibt, dass man meistens nur durchschnittlich bis schlecht fängt ist das ja ok. Vor etwa zwanzig Jahren lernte ich einen kleinen Belgier im Elsass kennen. Wir diskutierten über Angler und ihre Fänge. Er stellte dabei eine These in den Raum: Wenn ihr am Wochenende zwei Fische gefangen habt und damit zufrieden seid, woher wollt ihr wissen, dass ein besserer Karpfenangler nicht zehn Fische auf eurem Platz gefangen hätte? Diese Frage begleitete mich viele Jahre und veränderte mit Sicherheit meine Angelei. Deshalb kann ich jedem Angler empfehlen, seine Futtertaktik genau zu überdenken. Ich bin überzeugt, wenn man im richtigen Moment das Richtige tut, dann sind manchmal Fänge möglich, von denen man bisher nur geträumt hat. Im letzen Jahr habe ich einen Artikel speziell über Futtertaktiken und Methoden, die ich mehr oder weniger seit vielen Jahren mit Erfolg anwende, im Carp Mirror geschrieben. Da sich seit dem Artikel meine Futtertaktiken nicht weiter entwickelt oder verändert haben, möchte ich Euch um Euer Verständnis bitten, den Artikel im CarpMirror 05.2006 nachzuschlagen, oder falls ihr die Ausgabe, des CarpMirror nicht besitzt, auf meiner Internet Seite www.oliver-haselhoff.de unter Berichte. oder auf www.cipro.de unter Artikel, nachzulesen. Natürlich ist eine erfolgreiche Futterstrategie nicht alles, um zum Erfolg zu kommen. Es hat jedoch einen sehr großen Anteil, was meine Fischerei betrifft, vor allem wenn man wenig Zeit zum Angeln hat. Lieber nutzt man seine wenigen Stunden sinnvoller und baut sich in Ruhe einen Angelplatz auf, statt tagelang, oft erfolglos, am Gewässer zu verweilen und darauf zu hoffen, dass irgendwann ein Fisch vorbeikommen möge und sich erbarmt, unseren Köder zu fressen.

Wetter:
Ich glaube kein Thema ist beim Karpfenangeln so Sagenumworben, wie das Wetter. Fängt der Angler nichts, ist fast immer das Wetter schuld. Stellt man drei Anglern die Frage nach dem optimalen Fangwetter, wird man mit ziemlicher Sicherheit drei verschiedene Antworten erhalten. Na ja, und weil das Thema so schön ist, gebe ich halt auch noch meinen Senf dazu ab. Ich habe für mich eine ganz einfache Regel gefunden. Am liebsten mag ich konstant gleich bleibendes Wetter. Wobei es mir eigentlich egal ist, ob es ein Tief-, oder ein Hochdruckgebiet ist. Je länger das Wetter konstant ist, ohne dass der Luftdruck ständig steigt oder fällt, umso beißfreudiger und berechenbarer sind die Fische.
Von dieser Regel möchte ich unbedingt die langen Hitzeperioden im Sommer ausschließen. Ich gehe zwar zu dieser Jahreszeit kaum mehr zum Angeln, aber ich kann mich noch gut an diverse Trips im Hochsommer erinnern, wo man sich nichts sehnlicher wünschte, als ein befreiendes Lüftchen, welches vielleicht ein Gewitter aufziehen lässt. Natürlich, wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, würde ich mir im Frühjahr ein länger anhaltendes Hochdruckgebiet wünschen. Ist ja auch logisch warum: Die Gewässer erwärmen dadurch viel früher und die Fische fangen dadurch aktiv an zu fressen.
Wunschkonzert zum zweiten: Der Sommer ein lang anhaltendes Tiefdruckgebiet, lässt die Fische nicht faul werden und so dümpeln sie nicht nur an der Wasseroberfläche herum. Nein sie werden konstant weiterfressen und ein erfolgreicher Angelsommer ist fast garantiert. Im Herbst lassen wir das Wunschkonzert ausfallen, da kann ich mich einfach nicht entscheiden ob ein Tief-, oder Hochdruckgebiet besser ist. Eigentlich auch egal. Hauptsache es beißt. Im Winter sieht die Sache wieder ganz anders aus. Ich gehe in dieser Jahreszeit nicht mehr zum Angeln… tja, das Alter schlägt leider durch. So ist es bei meiner Frau im Bett doch deutlich gemütlicher. Aber falls jemand trotzdem sein Glück versuchen möchte, dem kann ich nur ein Tiefdruckgebiet empfehlen. Ist eigentlich auch ganz logisch, denn bei einem Hochdruckgebiet fallen die Wassertemperaturen zu schnell ab, und das Gewässer friert gegebenenfalls auch zu.
Ein weiterer sehr wichtiger Faktor, den es zu beachten gilt, ist der Wind. Fische ziehen fast immer mit dem Wind. Für uns Angler ist es unheimlich wichtig, diese Mobilität der Karpfen zu nutzen. Besonders in größeren Seen ist diese Verhaltensweise sehr ausgeprägt. Ich glaube die Fische lieben es einfach, dass eine größere Menge Sauerstoff durch die Wellen in das Wasser kommt. Was vielleicht noch interessant ist, und das habe ich schon häufig an kleineren Teichen erlebt, dass die Fische kaum auf den Wind reagiert haben. Mag daran liegen, dass einfach die Wasserumwälzung nicht so groß ist, wie an den großen Seen. Mondphase: Ein sehr schwieriges Thema. Allein darüber könnte man fast ein Buch schreiben, doch ich möchte das Thema möglichst kurz halten. Wenn ich einen Angelurlaub plane, versuche ich auf jeden Fall nicht in die Vollmondphase hinein zu kommen. Leider habe ich es schon häufig erleben müssen, z.B. am Cassien, dass Fische zwar am Platz waren, aber keine, oder nur sehr wenig Fische Nahrung aufgenommen haben. Vereinzelt haben wir den einen oder anderen Karpfen an oder in einem Krautbett überlisten können. Gerade an Gewässern mit hohem Angeldruck werden die Fische durch die Helligkeit in der Nacht sehr unsicher. Um das ganze Thema noch einmal kurz zusammenzufassen, würde ich möglichst bei konstanter Wetterlage, in den mir entgegenkommenden Wind sitzen und der Mond sollte möglichst gar nicht erst erscheinen. Arg viel mehr kann man sich vom Wettergott, für einen erfolgreichen Angeltrip, nicht wünschen.

All the Best.
Oliver Haselhoff